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April 2023
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Die Flussgeschichte der Ur-Flüsse Naab, Donau und Main 

Mit Auszügen aus dem Buch "Rekorde der Urzeit" des Wissenschaftsautors Ernst Probst, Erwin Rutte u.a.

 

Haidenaab

Ein schöner Seitenarm der Haidenaab bei Mantel.                                                           Foto: Heiko Bethke, Juni 2016

 

Die Haidenaab stellt heute nur noch ein kleines Flüsschen dar. Im Tertiär hingegen, vor circa 30 Millionen Jahren war die Haidenaab ein bis zu kilometerbreiter Strom, vergleichbar mit der heutigen Elbe. Besonders häufig auftretenden Starkregenfälle, ließen die Flüsse stark anschwellen. Gewaltige Ablagerungen von Sand- und Schottermassen zeugen heute von der Mächtigkeit der einstigen Haidenaab, die heute wirtschaftlich vielfach genutzt werden.

" Die ersten Flüsse auf der Erde gab es irgendwann im Präkambrium vor weniger als 4 Millarden Jahren. Denn seit dieser Zeit fiel Regen auf die Erde nieder, ohne dort sofort wieder zu verdampfen, wie es vorher wegen der hohen Temperaturen der Fall gewesen war. Die damaligen Flüsse strömten durch eine graue bis schwarze Steinwüste, in der es weder pflanzliches noch tierisches Leben gab. Die ersten Flüsse Deutschlands im Kambrium vor etwa 570 bis 510 Millionen Jahren flossen in Süddeutschland und in Mecklenburg, alle anderen Gebiete waren damals vom Meer bedeckt. Die südliche Küstenlinie des Meeres verlief bis 300 Kilometer nördlich der heutigen Donau etwa auf der Höhe von Frankfurt/Main und Nürnberg. Dort mündeten die kambrischen Flüsse ins Meer.

Einer der ältesten Flüsse Bayerns hinterließ in der Karbonzeit vor mehr als 290 Millionen Jahren bei Erbendorf-Weiden südlich des Fichtelgebirges bis zu 150 m mächtige Sandschichten mit Geröllen. Letztere werden als die ältesten außeralpinen Flußgerölle Bayerns betrachtet. Der Verlauf dieses Flußes ist nicht bekannt.

Die ersten Flüsse Deutschlands strömten gegen Ende der Triaszeit vor mehr als 220 Millionen Jahren von Skandinavien in die Schweiz. Zu dieser Zeit trennte ein Hochland, die sogenannte Vindelizische Schwelle, das Germanische Becken vom Meeresgürtel der Tethys im Süden. Die Vindelizische Schwelle (auch Vindelizisches Land genannt) erstreckte sich damals südlich von Zürich, Augsburg und Regensburg.

Zu den ältesten Flüssen Bayerns im Oligozän gehört auch die Urnaab. Dieser Vorläufer des heutigen Donaunebenflusses Naab floss spätestens ab etwa 30 Millionen Jahren auf der schon damals nach Süden geneigte Gegend von Weiden bis mindestens nach Regensburg-Ingolstadt und vereinigte sich wohl nördlich von Augsburg mit dem Urmain. Später mündete die Urnaab in das inzwischen in Niederbayern vorgedrungene Meer ein. Ihr damaliges Flusstal ist allmählich versumpft. Aus den Pflanzenresten dieser Sumpflandschaft bildete sich unter anderem die Braunkohle von Schwandorf und Wackersdorf.

Der älteste Vorläufer des Mains existierte schon im frühen Oligozän vor mehr als 35 Millionen Jahren. Der Urmain floss allerdings damals nur bis Bamberg wie der heutige Main von Osten nach Westen, von da ab jedoch im heutigen Regnitz/Rednitz Tal nach Süden und mündete etwas bei Augsburg in das zu jener Zeit im Alpenvorland sich ausbreitende Meer. Vor etwa 14,7 Millionen Jahren wurde der Urmain durch Trümmermassen eines Meteoriteneinschlags (Nördlinger Ries) nördlich von Treuchtlingen zu einem riesigen See aufgestaut, der später wieder auslief.

Eine entgegengesetzte Strömungsrichtung wie die heutige Donau, hatten die Flüsse im Miozän vor mehr als 15 Millionen Jahren im Alpenvorland. Weil das meist nur geringe Gefälle damals von Osten nach Westen gerichtet war, strömten die Flüsse von Oberösterreich aus zu dem von der Schweiz nach Südwesten zurückweichenden Meer. Das sich von Osten nach Westen ausbreitende Flußnetz wurde vor allem durch die Urenns und Ursalzach gespeist.

Die ersten Anfänge der Donau reichen etwa 7 Millionen Jahre zurück. Die Urdonau drang damals von Niederösterreich aus durch rückschreitenden Erosion immer weiter nach Westen in das zugleich mit den Alpen im Westen stärker als im Osten aufsteigende Vorland vor. Daduch kehrten sich das Gefälle und die Laufrichtung der Flüsse in Süddeutschland in West-Ost-Richtung um. Allmählich gliederten sich immer mehr Zuflüsse vom Gebirge im Süden und von Norden her der Urdonau an, die zunächst auf der Alphochfläche floss und später dann das Altmühltal eintiefte. Zu diesen Nebenflüssen gehörte auch der Urmain, der erst im Eiszeitalter seinen Lauf änderte.

Ihre größte Länge erreichte die Donau wohl etwa vor 5 bis 6 Millionen Jahren in der Übergangszeit zwischen Miozän und Pliozän. Damals bildete die Aare ihren Oberlauf, so dass man für jene Zeit auch von "Aare-Donau" spricht. Erst im mittleren Pliozän vor etwa 3 bis 4 Millionen Jahren verlor die Donau die Aare als Quellfluß. Heute markieren die Quellflüsse Breg und Brigach bei Donaueschingen den Beginn der Donau, die teilweise unterirdisch oberhalb von Tuttlingen und Immendingen auch zum Rhein etntwässert (Donauversinkung) und im "Aach-Topf" nördlich von Singen/Hegau dann wieder zutage kommt."

Heute geht man von der Existens der Ur-Naab bereits im Alttertiär aus. 

Von Gras-Ober, Wikipedia/Wikimedia Commons (<a rel="nofollow" class="external text" mce_thref="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/">cc-by-sa-3.0</a>), <a title="Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0" mce_thref="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25769997

  Die Naab bei Kallmünz                           Bildquelle: Gras-Ober, Wikipedia/Wikimedia Commons

 

 

Der Ur-Regen teilte sich durch eine tektonische Hebung im Tertiär von der Ur-Naab ab und floss von da ab in seinem eigenen Bett. Bei Schwandorf-Klardorf werden im Umfeld des Kieswerkes Klardorf, die Milchquarzschotter der Ur-Naab abgebaut und im Kieswerk aufbereitet, wobei hingegen im wenig entfernten Auhofweihergebiet bei Klardorf die gelblichen Regenschotter überwiegen. Naab-und Regenschotter führen achatartige Quarze. Die gerundeten Schotter zeugen von einer starken Fließgeschwindigkeit beider Flusssysteme. Die Kiese der Donau hingegen sind Flussgeschiebe, die eine stark abgeflachte Form aufweisen und auf eine langsame Fließgeschwindigkeit der Donau hindeuten. Auch in den Donaukiesen können Hornstein-Achate gefunden werden. Diese weisen die gleiche  abgerundete Form der Naab- und Regenkiese auf und sind Einträge der Schotter der Ur-Naabsystems. Rätsel geben gefundene Hornstein-Achate (Achatquarze) von Parkstetten bei Straubing auf. Hier mündete nach heutiger Kenntnis kein Seitenarm des Ur-Naabrinnensystems in die Donau. Hornstein-Achate (Achatquarze) wurden jedoch an dieser Stelle in den Schottern der früheren Abbauen regelmäßig gefunden. Sollte doch eine Verbindung zum Ur-Naabsystem bestanden haben ?

Der Ur-Main war zur Tertiärzeit mit der Ur-Naab verbunden, die sich dann durch eine tektonische Hebung wieder trennte. Die Wasserscheide liegt heute südöstlich von Weidenberg in Oberfranken.

 

 

Literaturhinweise:

Konstantinos Kalogiannidis, Geologische Unersuchungen zur Flussgeschichte der Naab (NO-Bayern)

Ralf Scheinpflug, Main-Spessart-Geologie

Ersnst Probst, Rekorde der Urzeit

Erwin Rutte, Rhein-Main-Donau, Wie-wann-warum-sie wurden

 

 

 

 

 

 

 

 

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© 2006 by Heiko Bethke